96. - „Nach 80 Jahren nehme ich nun mein Kopftuch ab, gegen diese Religion“

 




Mit fast 80 Jahren zählt sie zu den Symbolen des Widerstandes gegen das iranische Regime. Gohar Eshghi ist die Mutter von Sattar Beheshti, dem regimekritischen Blogger, der im Oktober 2012 unter Folter im Ewin-Gefängnis starb. Er wurde 35 Jahre alt. Seitdem widmet sich Eshghi der Rache für seinen Tod.

In einem Video, das zurzeit im Netz kursiert, hält sie ein Porträt ihres Sohnes und beginnt ruhig und selbstbewusst zu sprechen: „Ich sage nicht Tod für Khamenei, ich sage Tod für die Feiglinge, die zu Hause sitzen und nicht rauskommen, um für unsere Jugendlichen einzutreten. Nach 80 Jahren nehme ich nun mein Kopftuch ab, gegen diese Religion, in deren Namen die Menschen getötet werden“, so Gohar Eshghi.

„Ich wiederhole: Tod für die Feiglinge. Diejenigen, die meine Stimme hören, sollten noch einmal wissen, dass sie feige sind, wenn sie zu Hause sitzen. Kommt aus euren Häusern raus!“

In den sozialen Medien wurde Eshghi als Heldin gefeiert. „Iranische Frauen sind stark, furchtlos“, hieß es in einer Reaktion auf Twitter. „Mut und Ehre“, schrieb ein anderer Nutzer. Bisher gab es keine offizielle Reaktion. 

Die Behörden haben allerdings bereits mehrmals in der Vergangenheit versucht, Eshghi zum Schweigen zu bringen. Im Dezember 2021 wurde sie mit Verletzungen an Gesicht und Kopf in ein Krankenhaus eingeliefert, nachdem zwei Männer sie angegriffen und auf den Boden geworfen hatten.

Mittlerweile sind bei den landesweiten Protesten im Iran nach Einschätzungen von Menschenrechtlern mehr als 240 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien auch 32 Minderjährige und 28 Sicherheitskräfte, berichtete die Organisation Human Rights Activists News Agency (HRANA) mit Sitz in den USA.

Mehr als 12.000 Menschen seien zudem festgenommen worden. Die Proteste erfassten demnach mehr als 100 Städte im Land. Auslöser der Massenproteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie die Zwangsvorschriften zum Tragen eines Kopftuchs nicht eingehalten haben soll. 

Die Frau starb am 16. September im Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/welt/nach-80-jahren-nehme-ich-nun-mein-kopftuch-ab-gegen-diese-religion/ar-AA13bv1k?ocid=msedgntp&cvid=d127eae9af99402ab0cdcc429be2d89f